Du hattest viele Namen bei uns in der Kleingartenanlage. Wir nannten dich gerne Pfötchen, bei meinen Eltern warst du lange Zeit „die Mutter“. Am Ende sollte Minki dein Name sein. Wie deine eigentlichen Dosis dich mal gerufen haben, wissen wir nicht. Du wolltest anscheinend irgendwann auch nichts mehr von ihnen wissen und zogst unsere Gartenkolonie denen vor. Wir könnten mutmaßen, warum das so war – machen wir aber nicht.
Nach deinem letzten Wurf hattest du dich jedenfalls entgültig entschieden. Du hast deinen Nachwuchs im Garten meiner Eltern geboren. Sicherlich wusstest du, dass die 4 kleinen Racker es da gut haben würden. Das im Laufe einiger Wochen leider drei deiner Kinder aus verschiedensten Gründen schon die Regenbogenbrücke kennengelernt haben, hat dich in deiner Entscheidung nicht zweifeln lassen.
Während es deine regulären Dosenöffner wohl nicht für nötig hielten dich zu kastrieren, fassten sich schließlich meine Eltern und der Bischofswerdaer Tierschutzverein ein Herz. Du warst bei deinen Freigängen einfach zu oft von irgendwelchen Katern belagert. Und so hübsch wie du warst, kann man das denen wohl kaum verdenken…
Du hattest danach noch eine schöne Zeit im Garten. Den ganzen Sommer über versorgten dich viele Gärtner wie jedes Jahr vorzüglich. Wo immer du auftauchtest, fandest du gefüllte Näpfe und ausgibige Streicheleinheiten. Du hast beides in vollen Zügen genossen. Auch meinen Schwiegereltern bist du sehr ans Herz gewachsen. Gut, sie monierten manchmal, dass du nur zum Fressen zu ihnen kamst – aber glaub mir, die mochten dich sehr.
Außerdem hattest du diese großartige Futterversorgung sicher mehr als nötig. Erst hattest du deinen einzig verbliebenden Sohn zu säugen, später brauchtest du viel Energie, um genug Kraft zu haben, deinen Kleinen anständig mit allerlei Fangspielchen unterhalten zu können. Du hast dich wirklich rührend um Charly gekümmert. Selbst nach einem Zeitraum, wo sich Mutter und Sohn eigentlich schon voneinander entfernen. Du warst eine so gute Mutter.
Charly hat dich heute morgen gesucht. Dein Sohn war ziemlich verwirrt, dich nicht in deiner Kiste vorzufinden, wo du sonst immer die Nacht verbracht hattest. Wir hatten schon seit Freitag ein komisches Gefühl. Irgendwie schien es dir nicht gut zu gehen. Meine Eltern wollten heute mir dir zum Tierarzt. Aber du hattest dich anscheinend dagegen entschieden.
Ich weiß nicht, wie ihr Katzen das macht. So voller Würde, wie ihr zu Lebzeiten auf uns wirkt, verlasst ihr uns auch. Wir haben das vorher schon oft bei unseren Gartenkatzen beobachtet. Du hast dich zu einem Zeitpunkt zurückgezogen, der dir angemessen schien. Die Nacht bevor du über die Regenbogenbrücke gingst, hast du nochmal schön in der warmen Laube meiner Eltern mit unserer geliebten Rosi verbracht. Hast nochmal gut beim Katzenfutter zugeschlagen – sicherlich, um Kraft für den Gang über die Regenbogenbrücke zu sammeln.
Wir wünschen dir alles Gute auf der anderen Seite. Grüß all die, die den Weg schon vor dir beschritten haben. Kümmer dich da so rührend um deine drei Kinder, wie du es bei uns immer mit Charly getan hast. Wir passen derweil hier gut auf ihn auf.